Startseite Landesverband
Aktuelles

Armut und Kita-Betreuung: Gebührenbefreiung allein hilft nicht. Paritätischer fordert Ausbau von Familienzentren.

| Aktuelles

Kinder aus armutsbetroffenen Familien besuchen in Deutschland deutlich seltener und in geringerem zeitlichen Umfang eine Kindertagesstätte als Gleichaltrige aus nicht armutsbetroffenen Familien. Das zeigt der aktuelle Bericht des Paritätischen Gesamtverbands „Ungleichheit von Anfang an. Bericht zu Armut und Kita-Betreuung“. Während bundesweit 41 Prozent der ein- bis zweijährigen Kinder aus nicht armutsbetroffenen Familien eine Kita besuchen, sind es bei armutsbetroffenen Kindern nur 19 Prozent. Fehlende Kindertagesbetreuung verstärkt damit die soziale Spaltung der Gesellschaft.

In vielen Bundesländern stellen die Kita-Gebühren eine erhebliche Hürde für armutsbetroffene Familien dar. In Niedersachsen hingegen gilt seit 2018 die Beitragsfreiheit für Kinder zwischen drei und sechs Jahren. „Dass in Niedersachsen trotzdem armutsbetroffene Kinder seltener in die Kita gehen, liegt nicht an den Kosten, sondern an fehlender Information, Orientierung und Unterstützung. Wir sprechen hier von einer Unkenntnis, die sich zum Teil über Generationen verfestigt hat“, erklärt Kerstin Tack, Vorsitzende des Paritätischen Niedersachsen.

Um diese strukturellen Barrieren abzubauen, fordert der Paritätische Niedersachsen den konsequenten Ausbau von Familienzentren. Diese bieten niedrigschwellige Beratung und Unterstützung für Familien – etwa bei der Beantragung von Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket, durch Elternbildungskurse oder durch gezielte Informationsangebote zur frühkindlichen Bildung. „Familienzentren schaffen Vertrauen und erreichen gerade jene Familien, die mit dem Kita-System bisher wenig Berührung haben“, so Tack.

Ein Problem bleibt jedoch die fehlende Verbindlichkeit: Während andere Bundesländer landesweite Standards für Ausstattung und Finanzierung von Familienzentren eingeführt haben, fehlen diese in Niedersachsen bislang. „Ohne klare Vorgaben und gesicherte Finanzierung droht eine ungleiche Angebotslandschaft – mit der Folge, dass Familien je nach Wohnort sehr unterschiedliche Unterstützung erhalten“, warnt der Paritätische Niedersachsen.

Der Verband appelliert an die Landesregierung, Familienzentren flächendeckend auszubauen und verbindlich zu finanzieren. „Nur so gelingt es, soziale Ungleichheit von Anfang an wirksam zu bekämpfen“, betont die Vorsitzende.

Der Bericht „Ungleichheit von Anfang an. Bericht zu Armut und Kita-Betreuung“ ist Teil einer Reihe von Veröffentlichungen des Paritätischen Gesamtverbands zum Thema Armut und stützt sich auf Daten des Statistischen Bundesamts (Mikrozensus-Unterstichprobe zu Einkommen und Lebensbedingungen, MZSILC).

Mehr Informationen und der Bericht zum Download: www.der-paritaetische.de/ungleichheit-von-anfang-an