„Mehr bezahlbarer Wohnraum und nachhaltige Unterstützung“
Zum Tag der Wohnungslosen am 11. September macht der Paritätische Niedersachsen auf die prekäre Lage vieler Menschen ohne eigene Wohnung aufmerksam. Die Zahl der Betroffenen steigt bundesweit, auch in Niedersachsen sind immer mehr Menschen von Wohnungslosigkeit bedroht. Nach aktuellen Zahlen des Landesamts für Statistik hat sich die Zahl wohnungsloser Menschen in Niedersachsen innerhalb von zwei Jahren verdreifacht: Am 31. Januar 2022 waren es 10.860, Ende Januar 2024 bereits rund 33.000 Menschen. Besonders betroffen sind Kinder – fast ein Drittel aller Betroffenen war minderjährig. Zudem zeigt die Statistik deutliche Unterschiede nach Geschlecht: Männer sind häufiger wohnungslos als Frauen.
Gemeinsam mit seinen Mitgliedsorganisationen fordert der Paritätische konkrete Maßnahmen, um Betroffenen eine Perspektive zu geben.
„Wohnen ist ein Menschenrecht. Niemand darf in einem der reichsten Länder der Welt gezwungen sein, auf der Straße zu leben. Doch wir erleben täglich, dass bezahlbarer Wohnraum fehlt und Präventionsangebote gestärkt werden müssen. Nur wenn Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft an einem Strang ziehen, können wir Wohnungslosigkeit wirksam bekämpfen“, erklärt Kerstin Tack, Vorsitzende des Paritätischen Niedersachsen.
Eine Mitgliedsorganisation im Paritätischen im Bereich Wohnen ist die SEWO (Soziale Einrichtungen für Wohnungslose gGmbH) aus Hannover. Deren Geschäftsführer Jan Goering betont: „Wohnungslosigkeit betrifft längst nicht mehr nur Menschen am Rand unserer Gesellschaft. Wir erleben täglich, dass auch Alleinerziehende, ältere Menschen, junge Erwachsene und Familien ohne eigenes Zuhause dastehen. Jeder kann betroffen sein – deshalb braucht es mehr bezahlbaren Wohnraum und eine solidarische Gesellschaft, die niemanden zurücklässt.“
Auch die Perspektive der Selbstorganisation wohnungsloser Menschen betont die Dringlichkeit des Handelns. Katja Mankow, die gemeinsam mit Gabriele Kuhn die Geschäftsführung des Paritätischen Mitglieds der Obdachlosenhilfe Hannover verantwortet, sagt: „Wir dürfen nicht über, sondern müssen mit Betroffenen sprechen. Menschen, die von Wohnungslosigkeit betroffen sind, haben eine Stimme und wollen mitgestalten. Dazu gehört auch, ihre Erfahrungen ernst zu nehmen und sie aktiv in politische Entscheidungen einzubeziehen.“
Der Paritätische Niedersachsen und der Paritätische Region Hannover fordern zum Tag der Wohnungslosen:
- Die konsequente Förderung und Stärkung des Housing First Ansatzes.
- Mehr bezahlbaren Wohnraum, insbesondere Sozialwohnungen.
- Stärkung von Prävention, um Wohnungsverlust frühzeitig zu verhindern.
- Ausbau von Beratungs- und Unterstützungsangeboten für Betroffene.
- Partizipation wohnungsloser Menschen an Entscheidungen, die ihr Leben betreffen.
„Der Tag der Wohnungslosen ist ein Mahnmal und zugleich ein Appell an Politik und Gesellschaft: Jeder Mensch hat das Recht auf ein Zuhause. Daran arbeiten wir mit unseren Mitgliedsorganisationen jeden Tag“, so Tack abschließend.