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PM 12/20 v. 07.05.2020

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75 Jahre Kriegsende und Tag der Befreiung: „Der Verantwortung der deutschen Geschichte gerecht werden“

Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin.

Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin. Foto: K. Weisser/Wikicommons

 

„Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.“
Richard von Weizsäcker (1920-2015, Bundespräsident von 1984 bis 1994)

 

Vor 75 Jahren, am 8. Mai 1945, haben der Schrecken des Zweiten Weltkriegs und die menschenverachtende Diktatur der Nationalsozialisten ein Ende gefunden. Insgesamt hat der von Deutschland entfachte Krieg 60 Millionen Tote gefordert, unvergleichlich in der Geschichte der Menschheit. Allein sechs Millionen Menschen jüdischen Glaubens haben die Nationalsozialisten und ihre Gefolgsleute systematisch ermordet. Hunderttausende Oppositionelle, Homosexuelle, Menschen mit Behinderung, Sinti und Roma sowie andere Minderheiten starben in den Konzentrationslagern.

„75 Jahre nach Kriegsende muss uns dieser Tag Mahnung und Ansporn sein, der Verantwortung der deutschen Geschichte gerecht zu werden“, sagt Birgit Eckhardt, Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Niedersachsen e.V. „Es macht mich betroffen, dass wir trotz dieses brutalen Kriegs mit seiner unfassbaren Zahl an Opfern eine Kontinuität faschistischen Gedankenguts feststellen müssen. Die feigen Morde in Hanau und Halle, das Attentat auf Walter Lübcke – das waren nur die letzten Ausrufezeichen in einer langen Reihe rechtsextremer Gewalttaten in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Wir alle sind gefordert, uns dem entgegenzustellen. Wir müssen das Gedenken an den Krieg und den Holocaust bewahren, denn der Faschismus ist nicht Geschichte. Wir müssen weiter gemeinsam an einer friedlichen und gerechten Gesellschaft arbeiten, in der jeder Mensch seinen Platz finden kann und in der extremistisches Gedankengut keine Chance hat.“

Hass und Hetze in den Sozialen Netzwerken; eine Partei in den Parlamenten, die Holocaust und Nazi-Diktatur verharmlost; Verschwörungstheoretiker, die sich in der Corona-Krise mit antisemitischer Propaganda zu Wort melden: „Wir dürfen nicht zulassen, dass diese Phänomene unsere Wahrnehmung der Wirklichkeit dominieren“, sagt Birgit Eckhardt. „Denn wir sehen gerade auch in der Corona-Krise unglaublich viel Solidarität und Hilfsbereitschaft zwischen den Menschen in unserem Land, ganz unabhängig von Ethnie, Religion und anderen individuellen Merkmalen. Menschen, die ihren Nachbar*innen helfen; Kinder, die gemalte Regenbögen als Mutmach-Bilder in ihre Fenster hängen; Pflegekräfte und all die anderen Heldinnen und Helden, die in der aktuell so schwierigen Zeit ohne großes Murren den Laden am Laufen halten. Unsere Gesellschaft hält zusammen. Diese Erkenntnis sollte im Vordergrund stehen, dann haben die Populisten und Verschwörungstheoretiker keine Chance. Das Ende des Krieges hat uns einen Weg in Freiheit und Demokratie eröffnet, und den ist Deutschland gegangen. Wir leben heute in der besten Version Deutschlands, die es je gegeben hat. Dafür bin ich dankbar.“

„Aber es gibt, ohne Frage, noch viel soziale Ungerechtigkeit in unserem Land“, sagt die Landesvorsitzende des Paritätischen. „Auch das wird in dieser Krise deutlich. Diese Ungerechtigkeiten müssen wir ausgleichen, gemeinsam eine gerechtere Gesellschaft errichten. Wir dürfen nicht in die Falle der Rechtsextremen tappen und uns gegeneinander ausspielen lassen. Viele Demonstrationen gegen die Corona-Beschränkungen werden von Rechten organisiert, und wer in deren Windschatten vermeintlich für den Erhalt der Grundrechte demonstriert, muss sich über eines im Klaren sein: Faschisten wollen Freiheit immer nur für sich selbst, aber nicht für andere. 75 Jahre nach dem Ende der Nazi-Herrschaft sollten wir die richtigen Lehren aus der Geschichte ziehen und den Rechten die kalte Schulter zeigen.“