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Internationaler Tag der Pflege und Betreuung: 65 Prozent der Bevölkerung befürworten solidarische Pflegevollversicherung des Paritätischen Niedersachsen

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Zum Internationalen Tag der Pflege und Betreuung der Vereinten Nationen am 29.10. macht der Paritätische Wohlfahrtsverband Niedersachsen erneut deutlich: Die derzeitige Pflegeversicherung reicht nicht aus, um Menschen im Pflegefall wirksam abzusichern. „Pflege darf nicht in Armut führen. Es ist höchste Zeit, die Pflegeversicherung zu einer solidarischen Vollversicherung auszubauen, die alle Pflegekosten übernimmt“, fordert Kerstin Tack, Vorstandsvorsitzende des Paritätischen Niedersachsen.

Ein gesundheitsökonomisches Gutachten vom Januar 2025 zeigt: Eine solche Vollversicherung ist langfristig finanzierbar – wenn sie als solidarische Bürger*innenversicherung ausgestaltet wird.

Pflegebedürftigkeit wird zum Armutsrisiko
Die Situation vieler Betroffener ist alarmierend. Schon heute geraten immer mehr Menschen durch die hohen Eigenanteile in der Pflege in finanzielle Not. Besonders deutlich wird das bei der stationären Pflege: In Niedersachsen müssen Pflegebedürftige im ersten Jahr ihres Aufenthalts durchschnittlich 2.785 Euro pro Monat aus eigener Tasche zahlen (Stand: Juli 2025). Fast 40 Prozent der Bewohner*innen vollstationärer Einrichtungen sind daher auf Sozialhilfe angewiesen.

„Die Pflegeversicherung wurde einst eingeführt, um genau das zu verhindern – die Abhängigkeit von Sozialhilfe. Heute verfehlt sie dieses Ziel deutlich“, sagt Tack. „Wer keine Angehörigen hat, die Pflege leisten können, oder aufgrund seines Pflegebedarfs auf stationäre Versorgung angewiesen ist, läuft Gefahr, in Armut zu rutschen.“

Klare Mehrheit für eine solidarische Lösung
Eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag des Bündnisses für eine solidarische Pflegevollversicherung bestätigt den Rückhalt in der Bevölkerung: 65 Prozent der Befragten sprechen sich für eine Pflegevollversicherung aus, die sämtliche Pflegekosten abdeckt. Nur 18 Prozent befürworten stattdessen eine verpflichtende private Zusatzversicherung – eine Option, die derzeit auf Bundesebene diskutiert wird.

„Die Menschen wollen, dass Pflege gerecht und solidarisch finanziert wird“, betont Tack. „Deshalb begrüßen wir ausdrücklich, dass sich unser Gesundheits- und Sozialminister Dr. Andreas Philippi in der Bund-Länder-Arbeitsgruppe Zukunftspakt Pflege für eine solidarisch finanzierte Pflege starkmacht.“

Jetzt handeln – im Interesse von Pflegebedürftigen und Angehörigen
Das klare Signal aus der Bevölkerung müsse ein Weckruf für die Politik sein: Eine solidarische Pflegevollversicherung schützt Menschen vor Armut, entlastet Angehörige und stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die bislang diskutierten Vorschläge der Bund-Länder-AG drohten hingegen, die Belastungen weiter zu erhöhen – „das wäre der völlig falsche Weg“, so Tack.

Der Paritätische Niedersachsen fordert die Bundesregierung auf, den Ausbau der Pflegeversicherung endlich entschlossen anzugehen. „Wir brauchen eine solidarische Pflegevollversicherung – für die pflegebedürftigen Menschen in unserem Land, für ihre Angehörigen und für eine Gesellschaft, die füreinander einsteht“, sagt Tack abschließend.