Weltverbrauchertag im Schatten der Inflation: Unternehmen betreiben Gewinnmaximierung auf dem Rücken der Kund*innen
Erst die Energiekonzerne, jetzt Handel, Gastgewerbe und Verkehrsunternehmen: „Die Wirtschaft erhöht die Preise stärker, als es durch die gestiegenen Herstellungs- und Verbrauchskosten gerechtfertigt wäre“, sagt Kerstin Tack, Vorsitzende des Paritätischen Niedersachsen, anlässlich des Weltverbrauchertags am 15. März. Sie bezieht sich dabei auf aktuelle Zahlen des Wirtschaftsforschungsinstituts ifo. „Die ifo-Studie zeigt, dass gerade Großkonzerne die Gunst der Stunde nutzen, um ihre Gewinne auf dem Rücken der Bürgerinnen und Bürger noch einmal zu steigern. Leider hat die Politik nur wenig Handhabe, um dieses unmoralische Gebaren zu stoppen. Aber sie muss bedürftige Haushalte dabei unterstützen, besser durch diese Krise zu kommen.“
Die Inflation bleibt unverändert auf hohem Niveau. Im Februar hat sie 8,7 Prozent betragen. Zu Beginn der durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ausgelösten Krise beschränkte sich die Inflation auf wenige Bereiche, etwa auf die Energiekosten und bestimmte Nahrungsmittel. „Inzwischen betrifft die Inflation weite Teile des täglichen Konsums“, sagt Kerstin Tack. „Lebensmittel, Schreibwaren, ÖPNV-Tickets, der Schwimmbadbesuch – alles wird immer teurer.
Seit einigen Monaten erleben der Paritätische und seine Mitgliedsorganisationen in der Schuldnerberatung eine große Angst und Unsicherheit bei den Menschen. Deutlich mehr Personen als in früheren Jahren kommen zu einer einfachen Budgetberatung, weil sie entweder merken, dass das Geld knapper wird oder aus Sorge davor. Mehr noch als von den gestiegenen Energiekosten fühlen sich viele Kund*innen von der Inflation bedroht. Denn wer nur über einen geringen finanziellen Spielraum verfügt und bereits in früheren Jahren für Wohnkosten und Lebensmittel 80 Prozent seines Einkommens ausgegeben hat, dem bleibt jetzt nichts mehr übrig.
Der Paritätische vertraut darauf, dass die Kartellbehörden das Preisgebaren großer Konzerne genau beobachten – sollte es Absprachen geben, um Preise in bestimmten Branchen künstlich hoch zu halten. Im Großen und Ganzen scheint es sich aber um unkoordinierte Mitnahmeeffekte im Windschatten der allgemeinen Inflation zu handeln, ähnlich, wie es auch schon beim Tankrabatt zu beobachten war. „Dagegen können Politik und Behörden nur wenig tun“, sagt Kerstin Tack. „Wichtig in der aktuellen Situation ist, dass wir besonders betroffene Menschen bestmöglich unterstützen, anstatt wieder Entlastung nach dem Gießkannenprinzip zu betreiben und damit auch die oberen Einkommensgruppen zu unterstützen.“
Ideen für zielgerichtete Unterstützung gibt es viele: die Anhebung der Regelsätze im Bürgergeld und in der Altersgrundsicherung auf ein armutsfestes Niveau; ein kostenloses Mittagessen für Schüler*innen und Kita-Kinder; die erneute Anhebung des Mindestlohns; eine Sozialvariante des 49-Euro-Tickets für maximal 29 Euro…