Aktionstag Suchtberatung 2025: Paritätischer Wohlfahrtsverband Niedersachsen und Paritätische Suchthilfe Niedersachsen betonen die Bedeutung von Wissen, Prävention und Dialog
Am Donnerstag, 13. November 2025, findet der sechste bundesweite Aktionstag Suchtberatung unter dem offiziellen Motto „Sucht betrifft uns alle – Hilfe auch!“ statt. Der Paritätische Wohlfahrtsverband Niedersachsen und die Paritätische Suchthilfe Niedersachsen beteiligen sich mit verschiedenen Informations- und Mitmachaktionen. Für ihre Aktivitäten haben sie in diesem Jahr das Thema „Wissen schützt – Beratung stärkt“ gewählt, um den Fokus auf Aufklärung, Prävention und die Stärkung individueller Handlungskompetenzen zu legen.
Suchtberatung leistet weit mehr als Krisenhilfe. Sie vermittelt Wissen, stärkt Eigenverantwortung und unterstützt Menschen in belastenden Lebenssituationen. Die Expert*innen der Suchthilfe befassen sich mit individuellen Lebenslagen ebenso wie mit gesellschaftlichen Trends, die Einfluss auf Konsum und Gesundheit haben. „In der Suchtberatung geht es darum, Menschen Orientierung zu geben, ihre Fragen ernst zu nehmen und Vertrauen aufzubauen“, erklärt Kerstin Tack, Vorsitzende des Paritätischen Niedersachsen. „Wer informiert ist, kann besser entscheiden, Grenzen erkennen und rechtzeitig Unterstützung annehmen.“
Kritische Konsumkultur statt Verurteilung
Die Expert*innen der Suchthilfe erleben täglich, dass Konsum viele Gesichter hat: Genuss, Entlastung, Bewältigung. Eine wertfreie Auseinandersetzung mit Konsummotiven ist daher unverzichtbar. „Wir brauchen eine kritische Konsumkultur, die zum Nachdenken anregt, statt zu verurteilen. Wenn Beweggründe für Konsum verstanden werden, entsteht Bewusstsein und Veränderungsbereitschaft. Suchtberatung bietet genau diesen Raum für Dialog und Reflexion“, betont Serdar Saris, Geschäftsführer der Paritätischen Suchthilfe Niedersachsen. „Ins Gespräch zu kommen hilft - auch, wenn noch keine Gewissheit über ein Problem besteht. Frühe Beratung kann verhindern, dass sich Belastungen verfestigen.“
Prävention in den Lebenswelten der Menschen
Suchtberatung ist dort wirksam, wo Menschen leben, lernen und arbeiten - in Schulen, Betrieben, Vereinen und Nachbarschaften. Sie verbindet Aufklärung, Prävention und persönliche Begleitung. „Beratung und Prävention müssen in den Lebenswelten stattfinden. So erreichen wir Menschen dort, wo Fragen entstehen und Entscheidungen getroffen werden“, sagt Kerstin Tack. Diese wichtige Arbeit ist jedoch gefährdet: Viele Beratungsstellen kämpfen mit steigenden Kosten und unsicheren Förderungen.
„Ein flächendeckendes Netz an Beratungsstellen ist unverzichtbar. Es schützt Einzelne und entlastet das gesamte Gesundheits- und Sozialsystem. Diese gesellschaftliche Leistung muss finanziell abgesichert werden“, fordert Serdar Saris.
Sucht betrifft uns alle - Hilfe auch
Rund 1,3 Millionen Menschen in Niedersachsen leben mit einer Substanzkonsumstörung oder abhängigen Verhaltensweisen. Damit ist etwa jede sechste Person im Land unmittelbar betroffen. Hinzu kommen zahlreiche Menschen aus dem sozialen Umfeld, die indirekt betroffen sind. In Niedersachsen stehen 75 Fachstellen für Sucht und Suchtprävention – mit ihren Außen- und Nebenstellen insgesamt 115 Anlaufstellen – zur Verfügung. Sie bieten kostenfreie und auf Wunsch anonyme Unterstützung für Betroffene ebenso wie für Angehörige. Ob Alkohol, illegalisierte Drogen, Medikamente, Glücksspiel oder digitale Medien – Suchtberatung hilft, Muster zu erkennen, Wege aus der Abhängigkeit zu finden und Rückfälle zu vermeiden. „Sucht ist kein Randthema, sondern eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Suchtberatung ist kommunal wertvoll, weil sie Menschen stärkt und soziale Teilhabe ermöglicht – das heißt, Betroffene werden befähigt, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben, Arbeits- und Bildungsangebote wahrzunehmen, familiäre und soziale Beziehungen zu stabilisieren und wieder aktiv am Gemeinschaftsleben teilzunehmen“, erklärt Kerstin Tack.
Appell an Politik und Gesellschaft
Der Paritätische Niedersachsen und die Paritätische Suchthilfe Niedersachsen fordern Politik und Kommunen auf, Suchtberatung als Teil der kommunalen Daseinsvorsorge langfristig zu sichern. Kerstin Tack betont: „Suchtberatung ist Gesundheitsförderung, Prävention und soziale Unterstützung zugleich. Damit diese Arbeit auch künftig verlässlich geleistet werden kann, braucht es stabile Strukturen und eine auskömmliche Finanzierung.“
Hintergrund zum Aktionstag Suchtberatung
Der Aktionstag Suchtberatung wurde 2020 von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e. V. (DHS) ins Leben gerufen. Ziel ist es, die unverzichtbare Arbeit der Suchtberatungsstellen sichtbarer zu machen. Unter dem Motto „Suchtberatung: KOMMUNAL WERTVOLL!“ machen die Einrichtungen bundesweit auf ihre Leistungen aufmerksam - von Prävention über Vermittlung in Therapie bis hin zur sozialen Stabilisierung.

