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Mobbing ist kein harmloser Streit: Mehr Unterstützung gegen Mobbing und psychische Belastungen junger Menschen notwendig

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Anlässlich des International Day against Violence and Bullying at School am 6. November machen der Paritätische Niedersachsen und das Paritätische Jugendwerk Niedersachsen (PJW) auf die wachsenden psychischen Belastungen junger Menschen und den dringenden Handlungsbedarf im Kampf gegen Mobbing aufmerksam.

Denn immer mehr Jugendliche leiden unter psychischen Belastungen – gleichzeitig gibt es zu wenige niedrigschwellige und verlässliche Hilfsangebote. Der Paritätische Niedersachsen und seine Jugendorganisation fordern daher, bestehende Unterstützungsstrukturen deutlich zu stärken und auszubauen. Dazu gehören insbesondere eine flächendeckende und gut ausgestattete Schulsozialarbeit sowie die finanzielle Absicherung von Jugendwerkstätten und anderen Angeboten der außerschulischen Jugendarbeit.

„Unsere Mitgliedsorganisationen berichten, dass sich Mobbing zunehmend in den digitalen Raum verlagert“, erklärt Kerstin Tack, Vorsitzende des Paritätischen Niedersachsen. „Oft wird der Konflikt erst sichtbar, wenn das Opfer sich wehrt – dann verlagert sich die Auseinandersetzung ins Analoge. Die Folgen sind gravierend: Viele Jugendliche entwickeln Ängste, ziehen sich zurück oder bleiben schließlich ganz der Schule fern.“

Dieser Trend zeigt sich auch in Angeboten für Jugendliche, die dem Unterricht fernbleiben. Eine aktuelle Studie des Niedersächsischen Sozialministeriums zeigt, dass rund 70 Prozent der Jugendwerkstätten angeben, mehr interessierte Jugendliche zu haben, als Plätze zur Verfügung stehen. Trotz einer Ausweitung des Angebots in den letzten Jahren bleibt die Nachfrage nach unterstützenden Bildungs- und Betreuungsformen für junge Menschen hoch.

Zugleich führt der Trend zu mehr Ganztagsangeboten an Schulen dazu, dass Jugendliche noch mehr Zeit in dem Umfeld verbringen, in dem sie unter Umständen Mobbing erfahren. „So richtig und wichtig der Ganztag ist: er kann im Einzelfall den Schulabsentismus zusätzlich verstärken“, so die neue Vorstandvorsitzende Saskia Kreyenhagen des Paritätischen Jugendwerks Niedersachsen. „Umso wichtiger ist es, Räume außerhalb der Schule zu schaffen, in denen junge Menschen sich sicher und wertgeschätzt fühlen. Jugendliche müssen auch vor dem Hintergrund der Ganztagsbetreuung die Chance haben, sich ihr eigenes soziales Umfeld auszuwählen und zu gestalten“, sagt Kreyenhagen, die als Jugendpflegerin beim Kinderhaus Wittlager Land in Bad Essen arbeitet.

Mobbing ist kein harmloser Streit, sondern eine ernsthafte Form von Gewalt. Das Paritätische Jugendwerk setzt sich daher für eine Kultur des Respekts ein, in der gegenseitige Rücksichtnahme und Solidarität im Mittelpunkt stehen. „Wir fördern Projekte, in denen jede Person die bestmögliche Unterstützung bekommt und in denen Unterschiede als Bereicherung verstanden werden. Nur so können wir langfristig eine Gesellschaft gestalten, in der junge Menschen gesund aufwachsen können“, betont Kreyenhagen.

Der Paritätische Niedersachsen und das Paritätische Jugendwerk Niedersachsen appellieren an Politik und Gesellschaft, die Jugendarbeit und präventive Strukturen konsequent zu stärken. Nur wenn Kinder und Jugendliche ernst genommen, begleitet und unterstützt werden, kann Gewalt – ob digital oder analog – nachhaltig verhindert werden.