Orange Day 2023: Paritätischer fordert mehr Prävention sowie besseren Schutz für gewaltbetroffene Frauen und Kinder
Der Paritätische ruft zum Internationalen Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen am morgigen Samstag dazu auf, die UN-Kampagne „Orange the World“ zu unterstützen. Von Samstag, 25. November, bis zum Tag der Menschenrechte am Sonntag, 10. Dezember, laufen in dieser Zeit weltweit Aktionen, um gemeinsam Gewalt anzuprangern, ein sichtbares Zeichen der Solidarität zu setzen, und nicht zuletzt zur Enttabuisierung des Themas beizutragen.
Geschlechtsspezifische Gewalt beginnt im Alltagssexismus und endet in Femiziden. In Deutschland ist jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben von körperlicher, sexualisierter oder psychischer Gewalt betroffen. Alle 45 Minuten wird eine Frau durch ihren Partner gefährlich körperlich verletzt. Jeden dritten Tag tötet ein Mann in Deutschland seine (Ex)Partnerin.
Wie real diese erschreckenden Zahlen auch im Jahr 2023 noch sind, hat auch eine Umfrage von Plan International verdeutlicht: Demnach soll jeder dritte Mann handgreiflich gegen seine Partnerin oder Frau werden, um "ihr Respekt einzuflößen". Mehr als ein Drittel der befragten Männer im Alter zwischen 18 und 35 Jahren findet demnach Gewalt in der Partnerschaft okay.
Beratung und Unterstützung, sichere und anonyme Schutzräume sowie eine zugängliche Unterkunft zu jeder Tages- und Nachtzeit finden Frauen und ihre Kinder unter anderem in den über 40 Gewaltschutzeinrichtungen des Paritätischen Niedersachsen, darunter Frauenhäuser, Frauenberatungsstellen, Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen sowie Beratungs- und Interventionsstellen bei häuslicher Gewalt.
„Gewalt gegen Frauen ist in unserer modernen Gesellschaft nach wie vor allgegenwärtig, davon zeugen die Erfahrungen aus unseren Einrichtungen.“ Ein Unterstützungsangebot, das sich nicht nur an Frauen richtet, sondern von dem besonders auch deren Kinder profitieren. „In Deutschlands Frauenhäuser leben mehr Kinder als Frauen. Kinder sind oft Mitbetroffene und müssen als eigenständige Gruppe mitgedacht werden. Um der Gewalt etwas entgegenzusetzen, braucht es mehr Prävention, Aufklärung und Unterstützung“, erklärt Kerstin Tack, Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtverbands Niedersachsen e.V.
Auch wenn der Paritätische die politischen Bemühungen auf der Landes- und Bundesebene zur Verwirklichung der Istanbul-Konvention begrüßt, fehlt es weiterhin an einer auskömmlichen Finanzierung der Gewaltschutzeinrichtungen und damit an einer Absicherung deren unverzichtbaren Angebots. „Die Finanzierung beruht auf freiwilligen Leistungen und ist teilweise von Landkreis zu Landkreis oder Stadt zu Stadt unterschiedlich geregelt und organisiert. So kann es nicht weitergehen. Darum braucht es einen bundesweit einheitlichen und einzelfallunabhängigen Finanzierungsrahmen“, so Tack.
► Mehr Informationen zu "Orange the World" finden Sie auf der Kampagnenseite von UN Women Deutschland.