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Presseartikel

PM 17/20 v. 10.07.2020

| Aktuelles

Verbände und Fachschulen gründen „Bündnis HEP“: Heilerziehungspflege in Niedersachsen stärken und sichern

Der Paritätische Wohlfahrtsverband Niedersachsen e.V. hat das „Bündnis HEP“ mitgegründet, das die Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen in der Heilerziehungspflege verbessern will. „Die Behindertenhilfe leidet wie die gesamte soziale Arbeit massiv unter dem Fachkräftemangel“, sagt Birgit Eckhardt, Vorsitzende des Paritätischen. „Bei den Bemühungen, diesen Fachkräftemangel zu beheben, ist die Heilerziehungspflege als wichtigster Beruf in diesem Bereich aber leider bisher vernachlässigt worden. Das muss jetzt dringend nachgeholt werden.“ Das Bündnis HEP hat ein erstes Positionspapier veröffentlicht, das Sie unten auf dieser Seite als PDF herunterladen können.

In einem ersten Schritt geht es darum, endlich die Schulgeldfreiheit auch für die Ausbildung in der Heilerziehungspflege herbeizuführen. „Bildung und Ausbildung dürfen nichts kosten. Das gilt ganz grundsätzlich. Erst recht muss es für einen Ausbildungsberuf gelten, der systemrelevant ist, aber unter einem Rückgang der Schüler*innenzahlen zu leiden hat“, sagt Birgit Eckhardt.

Ausgehend vom Koalitionsvertrag der Landesregierung wurden viele Anstrengungen unternommen, die Ausbildung in den Gesundheitsfachberufen sowie die Erzieher*innenausbildung zu stärken. „Wir begrüßen diese Maßnahmen sehr. Sie sind ein wichtiges Signal in Zeiten des Fachkräftemangels“, sagt Linda Riechers, Geschäftsführung des Fachverbandes diakonischer Schulen in Niedersachsen. „Wir müssen aber leider feststellen, dass die Heilerziehungspflege bei den bisherigen Maßnahmen vergessen wurde“, so Riechers weiter.

Die Zusage im Koalitionsvertrag, dass Schulgeld einer Berufswahl nicht im Wege stehen dürfe, wurde für die Fachschulen der Heilerziehungspflege bisher nicht umgesetzt. Die Schüler*innenzahlen sinken auch aufgrund dessen kontinuierlich, und Fachschulen in freier Trägerschaft müssen entsprechende Ausbildungsgänge schließen. Schüler*innen wählen verstärkt Ausbildungsberufe im sozialen Bereich, in denen kein Schulgeld gezahlt werden muss. Der Fachkräftemangel in der Behindertenhilfe ist in den Einrichtungen und Diensten spürbar wie nie. Offene Stellen bleiben mangels geeigneter Bewerber*innen lange unbesetzt, was zu Mehrbelastungen in Einrichtungen und Diensten führt. Die Ausbildungsgänge der Heilerziehungspflege müssen daher dringend gestärkt werden. Die Schulgeldfreiheit ist nur eine von vielen wirksamen Maßnahmen, um die Ausbildung der Fachkräfte der Behindertenhilfe und das Berufsbild wieder auf ein stabiles Niveau zu heben. Thomas Uhlen, Landessekretär Caritas in Niedersachsen: „Es bedarf jetzt eines Eingreifens der Landesregierung, wie in anderen Berufszweigen bereits geschehen. Die fehlenden Schüler*innen von heute sind die dringend benötigten Fachkräfte von morgen.“ Holger Stolz, Landesgeschäftsführer der Lebenshilfe Niedersachsen, ergänzt: „Die Heilerziehungspflege ist der für die gesamte Behindertenhilfe wichtigste Berufszweig, um für Menschen mit Behinderungen eine adäquate Unterstützung und Begleitung sicherstellen zu können.“

Um auf die sich rasant zuspitzende Situation in der Heilerziehungspflege aufmerksam zu machen, hat sich das trägerübergreifende „Bündnis HEP“ gegründet. Ihm gehören unterschiedliche Verbände der freien Wohlfahrtspflege sowie Fachschulen freier und öffentlicher Trägerschaft an, die sich mit dem Positionspapier „Heilerziehungspflege stärken und sichern“ an politische Vertreter*innen wenden. „Dieses Berufsbild muss endlich den Stellenwert und die Bedeutung erhalten, die es für Zehntausende von Heilerziehungspfleger*innen betreute Menschen längst hat: HEP ist unersetzlich, systemrelevant, unbezahlbar“, sagt Birgit Eckhardt. „Wir werden uns gemeinsam mit allen Bündnispartnern dafür einsetzen, dass die Politik das anerkennt und die HEP-Ausbildung anderen sozialen Ausbildungsberufen gleichstellt.“

Dem Bündnis gehören neben dem Paritätischen Wohlfahrtsverband Niedersachsen e.V. bislang folgende Organisationen und Einrichtungen an:

  • Caritas in Niedersachsen
  • Diakonisches Werk evangelischer Kirchen in Niedersachsen e.V.
  • Fachverband diakonischer Schulen in Niedersachsen
  • Landesarbeitsgemeinschaft der Fachschulen Heilerziehungspflege
  • Lebenshilfe Landesverband Niedersachsen e.V.
  • Schulstiftung im Bistum Osnabrück

Diese Organisationen unterstützen die Forderungen des Bündnisses:

  • Arbeitsgemeinschaft Freie Schulen Niedersachsen
  • AWO Niedersachsen Landesarbeitsgemeinschaft
  • Verband Deutscher Privatschulen Niedersachsen-Bremen e.V.