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Paritätischer kritisiert: "Es herrscht Pflegenotstand in Peine"

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Peine. Der Paritätische Wohlfahrtsverband Peine stellte gestern eine Liste mit Forderungen für die Landtagswahl 2017 vor. Der Beirat setzt sich für ein gerechtes Niedersachsen ein und erklärte was konkret in Peine getan werden müsse. Dabei stünde die Lösung des Fachkräftemangels im Pflegebereich an erster Stelle.

So fordert der Wohlfahrtsverband unter anderem die Inklusion aller Einwohner in das soziale Leben. Inklusion sei nicht nur für behinderte Menschen ein zentrales Thema, sondern beträfe alle Menschen. „Wir müssen die Barrierefreiheit in Peine fördern und dadurch Menschen mit Behinderung ein besseres Leben hier ermöglichen“, so Susanne Speidel von der Lebenshilfe Peine-Burgdorf.

Dies beinhalte Fahrstühle in Wohngebäuden, Rampen statt Treppen, abgeflachte Bordsteine und weitere Hindernisse im Alltag. Das neue Wohnraumversorgungskonzept der Stadt Peine (PAZ berichtete) sei zwar ein Anfang, aber es bestünde noch viel mehr Handelsbedarf.

Eine weitere Forderung der Gruppe betraf die Inklusion von jungen Menschen mit psychischen Problemen in die Gesellschaft. „Wir haben keinen Kinder- und Jugendpsychologen in Peine. Für Hilfe in der Drogenberatung oder mit schweren psychischen Belastungen müssen Jugendliche in die nächsten großen Städte, was vielen einfach nicht möglich ist“, kritisiert Mathias Reisewitz von der Arcus in Peine.

Ein solcher Psychologe stünde jeder Stadt zu und sei auch bitter notwendig. Ohne eine solche Instanz, die Betroffene auffängt, würden viele direkt wieder in die Drogensucht oder in Depressionen zurückfallen.

Die größte Notlage besteht in Peine aber im Pflegebereich. „Wir haben nicht genug Pflegefachkräfte für den demografischen Wandel. Politiker, die von einem zukünftigen Pflegenotstand sprechen, haben verschlafen. Der Pflegenotstand ist schon da“, betont Heike Horrmann-Brandt, Vorsitzende des Paritätischen-Wohlfahrtverbandes für den Kreis Peine.

Die Reform der Pflegeausbildung zu zwei Jahren Grundausbildung und einem Jahr Spezialisierungszeit, sei keine vernünftige Lösung. Nur durch bessere Bezahlung und Arbeitsbedingungen könne man junge Menschen für den Job begeistern. „Derzeit muss ein Unternehmen, das nach einer neuen Pflegekraft sucht, im Schnitt 167 Tage auf einen Bewerber warten. Dementsprechend viele Stellen sind nicht besetzt“, so Horrmann-Brandt weiter. Wer derzeit einen der sechs Pflegedienste in Peine nutzen würden möchte, um einen Angehörigen betreuen zu lassen, bekäme vermutlich nicht mal einen Termin – zumindest nicht kurzfristig.