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PM 19/20 v. 22.07.2020

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Schullandheime nicht vergessen: Außerschulische Lernorte müssen erhalten bleiben

Die niedersächsischen Schullandheime stehen vor dem Aus: Zunächst verfügte die Landesschulbehörde wegen Corona die Absage aller Klassenfahrten bis Ende des Schuljahres, letztendlich wurden auch schon nahezu alle für das kommende Schuljahr geplanten Aufenthalte abgesagt. Daran konnten auch die zuletzt verfügten Lockerungen nichts ändern. „Unterbringung und Bildungsangebote stellen außer dem sehr überschaubaren Spendenaufkommen die einzigen Einnahmequellen für die Schullandheime dar“, sagt Birgit Eckhardt, Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Niedersachsen e.V. „Diese Einnahmen sind komplett weggebrochen, die Soforthilfe des Landes und die wenigen Rücklagen sind weitestgehend aufgebraucht, es droht die Insolvenz. Bekommen die Schullandheime keine Unterstützung, werden sie in wenigen Wochen für immer schließen müssen. Das darf nicht passieren.“

In der niedersächsischen Arbeitsgemeinschaft Schullandheime sind insgesamt 15 Einrichtungen zusammengeschlossen. Zwölf davon, bis auf einzelne Ausnahmen ehrenamtlich geführt, gehören dem Paritätischen Wohlfahrtsverband an. „Die 9000 Euro Soforthilfe war eine sehr willkommene Unterstützung“, sagt Birgit Eckhardt. „Aber das Geld ist aufgebraucht, auch wenn die Schullandheime mit Kurzarbeit und teilweise auch mit Kündigungen ihre Betriebskosten massiv reduziert haben. Inzwischen sind auch die Rücklagen am Ende, die eigentlich für dringende Sanierungsmaßnahmen gedacht waren.“ Der Bundesrettungsschirm, für den sich die Schullandheime allesamt beworben haben, könnte noch mal eine Hilfe für die Monate Juni bis August bieten. „Aber wir rechnen erst für den nächsten Frühsommer wieder mit einer Normalisierung der Belegungszahlen. Bis dahin können die Einrichtungen nicht durchhalten.“

Helfen würde, wenn die öffentliche Hand kulant die Einnahmeausfälle der in der Regel mit hohem ehrenamtlichem Engagement geleiteten Häuser übernehmen würde. „Wir sprechen da insgesamt von einem sehr niedrigen siebenstelligen Betrag“, sagt Birgit Eckhardt. „Damit könnten zahlreiche Arbeitsplätze gesichert werden, und wir würden eine für die Schülerinnen und Schüler unersetzliche außerschulische Bildungslandschaft erhalten.“

Über einen Zeitraum von mehr als 100 Jahren ist diese Vielfalt von Schullandheimen, Tagungshäusern und ähnlichen Einrichtungen gewachsen. Millionen von Kindern und Jugendlichen haben hier naturnahe Bildung erfahren, Generationen von Klassen haben Erlebnisse und Erfahrungen gesammelt, die der normale Schulalltag nicht bieten kann, haben Toleranz, Achtsamkeit, Gewaltfreiheit, Vertrauen und Zusammenarbeit erprobt und entwickelt. Hinzu kommt eine weitere bedeutende soziale Komponente. „Für Kinder aus armen Familien bieten Klassenfahrten mitunter die einzige Möglichkeit, so etwas wie Urlaub zu erfahren“, sagt die Vorsitzende des Paritätischen. „Wenn die Schullandheime von der Landkarte verschwinden, gibt es für viele Klassen derlei günstige Übernachtungsziele nicht mehr. Klassenfahrten werden dann eine Frage des Geldbeutels, und dabei würden ausgerechnet die Kinder auf der Strecke bleiben, die diese Erfahrungen am dringendsten benötigen.“