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Das Bildungs- und Teilhabepaket ist in Niedersachsen gescheitert

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Neue Studie des Paritätischen Gesamtverbands: Vier von fünf Kindern in Niedersachsen profitieren nicht vom Bildungs- und Teilhabepaket – Der Paritätische Niedersachsen und sein Jugendverband, das Paritätische Jugendwerk Niedersachsen (PJW), fordern automatische Auszahlung und bessere Datenerhebung.

Auch 14 Jahre nach Einführung des Bildungs- und Teilhabepakets (BuT) bleibt die ernüchternde Bilanz bestehen: Nur 18,5 Prozent der BuT-berechtigten Kinder und Jugendlichen im Alter von 6 bis unter 15 Jahren in Niedersachsen erhielten 2024 Leistungen zur sozialen und kulturellen Teilhabe. Damit liegt Niedersachsen nur knapp unter dem ohnehin niedrigen Bundesdurchschnitt von 19,2 Prozent. „Es ist ein Skandal, dass nach 14 Jahren Bildungs- und Teilhabepaket immer noch vier von fünf Kindern leer ausgehen. Bürokratie und fehlende Angebote verhindern Teilhabe – auch in Niedersachsen“, kritisiert Kerstin Tack, Vorsitzende des Paritätischen Niedersachsen.

Das Bildungs- und Teilhabepaket der Bundesregierung soll Kindern und Jugendlichen aus finanziell benachteiligten Familien eigentlich helfen, Freizeit- und Sportangebote wahrnehmen zu können, die ihre Eltern ihnen sonst nicht finanzieren können. Die Bundesregierung plant laut Koalitionsvertrag, die Teilhabeleistung von bisher 15 Euro

pro Kind auf 20 Euro im Monat zu erhöhen. „Wenn die Bundesregierung es ernst meint mit der Entbürokratisierung, dann muss sie jetzt handeln: Die 20 Euro gehören direkt und unbürokratisch an alle Kinder ausgezahlt. Ein solcher Schritt steht auch im Einklang mit dem im Koalitionsvertrag der Landesregierung angestrebten Vereinfachung der Beantragung von Bildungs- und Teilhabemitteln“, so Kerstin Tack weiter.

Die Studie der Paritätischen Forschungsstelle zeigt zudem enorme regionale Unterschiede: Während in Wolfsburg fast zwei Drittel der Kinder (64,8 %) von den Leistungen profitieren, liegt die Quote in Göttingen bei nur 0,2 Prozent, in Northeim bei 1,9 Prozent. Der Wohnort entscheidet über Chancen – ein unhaltbarer Zustand.

„Teilhabe ist mehr als Freizeitgestaltung – sie ist eine zentrale Voraussetzung für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen“, sagt Jan Schaller-Helmchen, Fachberater und Jugendbildungsreferent beim PJW. „Wer von Sport, Kultur oder Jugendarbeit ausgeschlossen ist, erlebt nicht nur materielle Armut, sondern auch soziale Ausgrenzung. Eine verlässliche Teilhabe trägt dazu bei, Kinder- und Jugendarmut spürbar zu verringern und stärkt zugleich das Vertrauen in gesellschaftliche Prozesse und demokratische Strukturen.“

Kinderarmut und mangelnde Teilhabe gehen Hand in Hand. Angesichts einer Armutsgefährdung von rund 20,7 Prozent der unter 18-Jährigen und sogar 23,6 Prozent der 18- bis 25-Jährigen ist dies besonders alarmierend. „Die Teilhabeleistung ist gut gedacht, doch die Umsetzung verhindert echte Wirkung. Kinderarmut darf nicht durch Bürokratie und regionale Unterschiede verfestigt werden. Wir brauchen eine automatische Auszahlung und einen Rechtsanspruch auf Kinder- und Jugendarbeit – nur so erreichen wir alle Kinder in Niedersachsen“, unterstreicht Kerstin Tack abschließend.

Die Studie des Paritätischen ist unter diesem Link abrufbar.