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Aktuelles aus der Kontaktstelle

Aktionswoche Selbsthilfe - Selbsthilfe über dem Tellerrand

In den vergangenen Jahren hat sich viel in der Wolfsburger Selbsthilfelandschaft getan. Neben vielen Neugründungen von Gruppen, hat es auch einige Wechsel von Gruppensprecher*innen gegeben - der sogenannte Generationswechsel bei den Verantwortlichen war und ist in vollem Gange. In zahlreichen Selbsthilfegruppen beschäftigen sich Betroffene und Angehörige mit belastenden emotionalen Themen. Auch bei den Gruppen mit rein körperlichen Themen rückt zunehmend auch die seelische Belastung in den Vordergrund. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie wirken bei vielen Gruppen immer noch nach und sorgen für Unsicherheit auf mehreren Ebenen: Mitgliederschwund, zunehmende Digitalisierung (online statt Präsenz), Einschränkungen der körperlichen und seelischen Stabilität als Folge u.a. der Corona-Erkrankung.

Die Engagierten in den einzelnen Selbsthilfegruppen sind herausgefordert Lösungen hierfür zu finden. In Fortbildungen, Workshops, Vernetzungstreffen setzen sie sich bewusst mit ihrer Thematik und ihrer Belastung auseinander und stellen sich inneren und äußeren Konflikten, um eine Balance zu finden, einerseits für sich selbst zu sorgen, aber auch die Gruppe zu einer guten und stabilen Gesprächsplattform für alle Teilnehmer*innen und letztendlich für die Gesellschaft herzustellen und zu erhalten.

Neben vielen Unterstützungsangeboten wie Fortbildungen, Workshops, Vorträgen, Vernetzungstreffen, Öffentlichkeitsarbeit, etc, die die Selbsthilfekontaktstelle regelmäßig anbietet, um die Gruppen und deren Verantwortliche in ihren Aufgaben zu unterstützen, soll mit dem Projekt „Selbsthilfe über dem Tellerrand“  eine intensive Form der Auseinandersetzung angeboten werden.

 

Die Idee ist, dass die Selbsthilfekontaktstelle Wolfsburg mit Verantwortlichen aus verschiedenen Selbsthilfegruppen eine mehrtägige Wanderwoche in der Zeit vom 25.8.-31.08.2025 durchführt. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass das Wandern in der Natur eine wohltuende und klärende Wirkung hat. Abseits vom Alltag und mit deutlich räumlichem Abstand soll ein Setting hergestellt werden, welches den interessierten Teilnehmenden aus den Selbsthilfegruppen die Gelegenheit gibt, sich auf sich selbst und die Gruppe zu fokussieren.

Die Methode des Wanderns, fernab von den Themen des Alltages, und das über einen mehrtägigen Zeitraum bietet hierfür geeignete Rahmenbedingungen, um Abstand und Raum zu gewinnen, und dadurch Entspannung und Kreativität zu entwickeln, die dann im Anschluss in die Gruppenarbeit eingebracht werden sollen. 

Pädagogisch angeleitete Einheiten, bestehend aus einer Kombination von Entspannung, Selbstreflexion und Gruppendynamik ergänzen die Erfahrung durch das gemeinsame Wandern. Hierdurch entsteht eine Sicht aus der Meta-Ebene, um auf sich und die Gruppe zu schauen, und mit diesem Abstand zu prüfen, welche Möglichkeiten es gibt, sich in seiner/ ihrer jeweiligen Rolle in der Gruppe weiter zu entwickeln. 

Ziel ist es, das entsprechende Thema/ Problem der jeweiligen Selbsthilfegruppe zu definieren und sich darüber in diesem intensiven Setting zu reflektieren und mit den anderen Teilnehmenden auszutauschen, und Lösungen zu finden. Neben dem Gruppenthema wird hier auch Wert auf die eigene Rolle in der Gruppe gelegt, so dass die Balance zwischen Selbstfürsorge und Gruppenfürsorge gewährleistet ist

Gemäß dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ soll das tägliche Wandern den Prozess unterstützen, sich mit den eingangs definierten Fragestellungen prozesshaft zu beschäftigen und dann auch „Anzukommen“ im Sinne von, eine Lösung oder eine Antwort zu finden.

Während dieser Exkursion wird auch eine Gipfelwanderung durchgeführt, die dabei unterstützen soll, das Gefühl der Meta-Ebene zu erlangen, um „über den Tellerrand zu blicken“.

Ferner geht es darum, sich selbst zu spüren: Wo sind meine Grenzen? Was fühle ich, wenn ich hier oben stehe? Was verändert dieser Blickwinkel? Diese Erfahrungen sollen dann für den weiteren Prozess genutzt werden.

Die Wanderstrecke startet in München mit einem Besuch des Selbsthilfezentrums, wo die Wolfsburger Selbsthilfegruppen von den Selbsthilfeakteuren vor Ort empfangen werden.

An einem weiteren Tag führt die Wanderung in die Selbsthilfekontaktstelle der Stadt Bad Tölz. Hier findet dann ein weiteres Vernetzungs- und Austauschtreffen mit Vertreter*innen aus den örtlichen Selbsthilfegruppen statt. Die Fachkolleg*innen werden diesen Nachmittag mit uns gemeinsam gestalten, und gruppendynamische Übungen, sowie Übungen zur Achtsamkeit o.ä. anbieten.

Der Austausch mit Selbsthilfevertreter*innen, die aus einem räumlich entfernten Bereich stammen, soll dazu anregen, eingefahrene Gruppenstrukturen zu erkennen und flexible Lösungen möglich zu machen.

Während der einzelnen Wandertouren soll die Zeit genutzt werden, sich auf sich selbst zu konzentrieren und sich mit den eigenen Fragestellungen zu beschäftigen. Ein Tagebuch dient hierbei, sich Gedanken und Impulse oder auch neue Fragestellungen zu notieren. Bei Bedarf finden Einzelgespräche mit den Fachkräften oder auch mit den anderen Teilnehmenden statt. In den Pausen werden angeleitete Übungen zur Achtsamkeit und zur Entspannung durchgeführt. Diese Übungen können später auch in die Gruppenarbeit integriert werden. 

Im Anschluss an die Wanderwoche werden die Ergebnisse reflektiert. Ferner wird besprochen, wie ein sinnvoller Transfer der Erfahrungen und Impulse in die Selbsthilfegruppe geschehen kann.