PMS 40/18 v. 10.09.2018
„Die Digitalisierung darf am sozialen Sektor nicht vorbeigehen“, sagt Birgit Eckhardt, Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Niedersachsen e.V. „Der sogenannte Masterplan der Landesregierung lässt aber genau das befürchten.“ Das Land stützt mit den im Plan festgelegten Zielen vor allem die Wirtschaft und die Landesverwaltung. „Aber die Freie Wohlfahrt fällt weitgehend hinten runter.“
Als einzige sozialpolitische Felder in der Digitalisierungsstrategie lassen sich die Gesundheitsfürsorge und mit Abstrichen die Altenpflege erkennen. „Was ist mit der Jugendhilfe? Was ist mit den vielen Beratungsstellen im Land, ob für Schuldner, Suchtkranke oder Familien in Krisensituationen? Was ist mit der Behindertenhilfe?“ In all diesen Bereichen, wie überhaupt in der Freien Wohlfahrt, gibt es viele gute Ideen, die Digitalisierung zu nutzen. „Intelligente Systeme können in vielen Bereichen dafür sorgen, dass wir Menschen noch besser helfen können“, sagt Birgit Eckhardt. „Und sie können schlicht Zeit in der Verwaltung sparen, die dann wieder für Betreuung und Gespräche zur Verfügung steht.“
Die Ideen sind da, ob sie von etablierten Trägern der Freien Wohlfahrt kommen oder von kleinen Start-ups. „Das Land könnte helfen, Projekte zu initiieren und Standards zu entwickeln“, sagt Birgit Eckhardt. „Überlässt die Politik diesen Bereich der Digitalisierung dem freien Markt, sind vielleicht in manchen Geschäftsfeldern bald nur noch Großinvestoren aktiv, die sich für ihre Rendite interessieren, aber nicht für die Menschen. Andere Bereiche bleiben dann chronisch unterfinanziert und können von den Segnungen der digitalen Welt nur träumen.“ Ein starkes Signal der Landesregierung bleibt aber aus. „Digitales und Soziales denkt die Landesregierung noch nicht ausreichend zusammen“, sagt Birgit Eckhardt. „Das ist schade. Und entspricht überhaupt nicht mehr dem Alltag, den die meisten Menschen jetzt schon leben.“