Erziehungshilfe

Projekt: Projektwerkstatt Beteiligung

Projekt: Projektwerkstatt Beteiligung

„Was sagen eigentlich die jungen Menschen dazu? Und wozu wollen sie eigentlich was sagen?“ „Wer vertritt hier eigentlich wen?“ „Junge Menschen sich selbst vielleicht?“

In Niedersachsen sind diese Fragen mit Blick auf die Hilfen zur Erziehung, Pflegefamilien oder Erziehungsstellen gar nicht so leicht oder schnell zu beantworten. Deshalb haben wir uns 2023 auf den Weg gemacht, eine Projektwerkstatt zu diesen Fragen anbieten zu können. Das Projekt ist Aktion Mensch gefördert.
Friedrich Dürrenmatt sagt: Was alle angeht, können nur alle lösen“. Und deshalb bezieht das Projekt auch alle mit ein: junge Menschen, Leitungen und Fachkräfte in Einrichtungen, das Landesjugendamt, das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung. Für sich und seine Themen sprechen, geht nur, wenn es Sinn macht, es altersentsprechende Räume und Sprache gibt und es keine Konsequenzen hat. Es braucht also auch alle im Boot.

Die Rechtsgrundlage
Laut SGB VIII haben junge Menschen, die Angebote/Leistungen der Jugendhilfe wahrnehmen, ein Recht auf Beteiligung an allen Entscheidungen, die ihr Leben betreffen (§8 SGB VIII). Zudem besteht laut §4a SGB VIII ein Anspruch auf Förderung von selbstorganisierten Zusammenschlüssen und eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen diesen Zusammenschlüssen und der öffentlichen Jugendhilfe. Auf diese Weise sollen junge Menschen als „Mitglieder des demokratischen Gemeinwesens thematisiert“ werden, „die die Angebote, die sie betreffen, mitentscheiden müssen“ (Leitorientierung Partizipation in der Kinder- und Jugendhilfe | Infosystem Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland (kinder-jugendhilfe.info) ).

Projektwerkstatt in der Praxis
Und genau hier legt die Projektwerkstatt Beteiligung ihren Fokus. Sie adressiert junge Menschen ab 14 Jahren in den stationären Hilfen zur Erziehung, Pflegefamilien und Erziehungsstellen. Beispiele für die Etablierung solcher Zusammenschlüsse und deren Begleitstrukturen finden sich bereits in Hessen, Bayern, Brandenburg, Nordrhein-Westphalen und Rheinland-Pfalz. Aber auch Sachsen, Schleswig-Holstein und Bremen beschäftigen sich aktuell mit Möglichkeiten jungen Menschen diesen Raum zu eröffnen. Links dazu finden Sie in der Infobox.

Die Projektwerkstatt Beteiligung ist in mehreren Phasen gedacht:

-    Workshop und Fragebogen-Phase: Von Juni bis September 2024 fahren wir durch Niedersachsen und besuchen insgesamt neun Einrichtungen, um mit jungen Menschen, im geschützten Raum darüber zu sprechen, was für sie Beteiligung in ihrem Lebensraum ist und welche Themen sie sich für einen Austausch mit jungen Menschen aus ganz Niedersachsen vorstellen können. Wenn alle Workshops stattgefunden haben, wird es eine Fragebogen-Aktion geben, in der abgestimmt werden kann, welche Themen bei der Jugendkonferenz behandelt werden sollen.

-    Beteiligungs-Zoom-Konferenz: Im Oktober treffen die jungen Menschen das erste Mal im digitalen Raum aufeinander und die Themen für die Jugendkonferenz werden ausgewählt. Wer will, darf sich an der Organisation der Jugendkonferenz beteiligen.

-    Jugendkonferenzen und Selbstorganisation: Im Januar und August 2025 finden die beiden Jugendkonferenzen statt. Dazwischen gibt es die Möglichkeit, untereinander Kontakt zu halten. Ob es hier Ausflüge, AG-Treffen oder etwas ganz anderes geben soll, werden die jungen Menschen selbst entscheiden. Die Themen der Jugendkonferenzen werden von den jungen Menschen selbst festgelegt Es besteht für die jungen Menschen die Möglichkeit sich an der Organisation zu beteiligen.

-    AG Beteiligung „Erwachsene“: Der Erfahrungsschatz anderer Bundesländer hat gezeigt, dass es wichtig ist, eine AG Beteiligung/Partizipation mit Fachkräften und Institutionen im Boot zu haben. Da es dieses Format in Niedersachsen noch nicht gibt, wurde im Rahmen des Projektes eine AG gegründet. Die Arbeitsgruppe besteht aus Menschen, die Entscheidungen in den Jugendhilfestrukturen treffen (Leitungen, Fachkräfte, teilweise auch Mitarbeitende des Ministeriums für Soziales, Gesundheit & Gleichstellung und des Landesjugendamt). Sie trifft sich 6x im Projektzeitraum (bis 31.10.2025). Schwerpunkte der AG: Nachhaltigkeit der AG, Projektreflexion, Begriffs- und Strukturreflexion, Entwicklung von konkreten Bedarfen.

-    Berichterstattung: Von September bis August 2025 werden die Ergebnisse des Projektes bekannt gegeben – vielleicht ja sogar von den jungen Menschen selbst.

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Begriffe:

Partizipation:
Stammt aus dem Lateinischen. Übersetzungen: Beteiligung, Teilnahme. Oder: einen Teil wegnehmen.
Interpretation Kinder- und Jugendhilfe: Erwachsenen einen Teil der Verfügungsgewalt wegnehmen und Kindern und Jugendlichen übergeben.
Beteiligung bedeutet also:

  • „verbindliche Einflussnahme
  • von Kindern- und Jugendlichen
  • auf Planungs- und Entscheidungsprozesse
  • von denen sie betroffen sind.“ (Fatke 2007)
  • Verfügungsgewalt erhalten

Selbstvertretung in Selbstorganisation heißt „Nichts über uns ohne uns“.

  • Nicht beeinflusst werden, Interessen selber vertreten,
  • Selbstbestimmte Organisation
  • Erwachsene und Gremien beraten, die über das Leben entscheiden
  • Gleichberechtigt sein in Entscheidungsprozessen
  • Lernen sich eine Meinung zu bilden und zu kooperieren
  • (auch) selbst entscheiden, was die Themen sein sollen

Informationen zum Nachlesen: