Straffälligenhilfe
„Wohnungsnot – keine soziale Integration ohne geeigneten Wohnraum“
Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum, insbesondere in den Metropolregionen, stellt immer größere Bevölkerungsteile vor Probleme. Gerade für gesellschaftliche Randgruppen wie Haftentlassende ist es kaum noch möglich, auf dem freien Wohnungsmarkt fündig zu werden. Diese Entwicklung beobachten die Träger der Straffälligenhilfe seit geraumer Zeit mit Sorge. Ein gesichertes Wohnumfeld ist ein wesentlicher Baustein einer nachhaltigen Arbeit der Einrichtungen. Die Unterbringung in Obdachlosenunterkünften oder auf dem Sofa bei „alten Bekannten“ torpediert häufig die Integration in die Gesellschaft. Vor diesem Hintergrund hat der Arbeitskreis Straffälligenhilfe des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Niedersachsen e.V. am 07.09.2016 im Stadtteilzentrum Ricklingen in Hannover einen von der Glücksspirale geförderten Fachtag zum aktuellen Thema Wohnungsnot veranstaltet. Referentinnen und Referenten der Wohnungslosenhilfe, Kommune, Wohnungswirtschaft sowie ein lokales Bündnis zur Generierung von Wohnraum stellten ihre Konzepte und Ideen einem breiten Interessentenkreis vor.
Werena Rosenke von der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe betonte die Bedeutung einer Wohnung für ein selbstbestimmtes Leben und berichtete gleichzeitig vom Trend steigender Obdachlosenzahlen. Zudem würden insbesondere kleine Wohnungen fehlen, da der Anteil an kleinen Haushalten steige. In ihrem Vortrag forderte sie insbesondere eine Ausweitung des sozialen Wohnungsbaus und verstärkte Kooperationen der Wohnungsnotfallhilfe, auch mit privaten Vermietern.
Katja Fisch von der Stadt Potsdam verdeutlichte weiter, was Kommunen tun können, um Wohnraum sicherzustellen. So werden mit Hilfe von Belegungsrechten Wohnungen auch für sozial schwache Menschen zur Verfügung gestellt. Auch bei der Baulandzuweisung werden Konzepte für sozialen Wohnungsbau verstärkt berücksichtigt. Einen wichtigen Bestandteil dieses „Potsdamer Modells“ bildet zudem eine eigene kommunale Wohnungsbaugesellschaft, welche ihrerseits Programme zur Wohnraumsicherung und Wohnraumakquise betreibt.
Daniel Beermann von der ProPotsdam, einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft, beschrieb, wie durch Kooperationen mit verschiedensten Akteuren beispielsweise Zwangsräumungen verhindert werden können. Zudem betonte er die Wichtigkeit von Sozialarbeit im Bereich Wohnen, damit etwaige Probleme früh behoben werden können. Die ProPotsdam betreibt unter anderem aufsuchende Sozialberatung und pflegt hierbei eine enge Zusammenarbeit mit freien Trägern. Die Belegungsrechte für Sozialwohnungen werden zudem eng mit der Stadt Potsdam abgestimmt.
Das Bündnis zur Generierung von Wohnraum in Braunschweig hat sich auf Grundlage des § 4 SGB XII gegründet. Dieser Artikel sieht die Schaffung von Arbeitsgemeinschaften zur Erbringung von Leistungen vor. Mitglieder des Bündnisses sind unter anderem das Jobcenter, die Stadt Braunschweig, die Wohnungslosenhilfe und freie Träger. Ziel ist es, dieses Thema in der Politik zu platzieren und Handlungsempfehlungen zu erarbeiten. Gleichzeitig berät das Bündnis die Stadt Braunschweig bei der Wohnungspolitik. Brigitte Finze-Raulf vom Fachbereich Gesundheit und Soziales der Stadt Braunschweig stellte die zentrale Stelle für Wohnraumhilfe vor, welche Wohnungen in Braunschweig akquiriert und Wohnraum vermittelt. Hierbei arbeitet die Stelle eng mit den Mitgliedern des Bündnisses zusammen.
Bei allen Konzepten wird die Bedeutung der Vernetzung von lokalen Akteuren und Strukturen deutlich. Ein kontinuierlicher Austausch zwischen allen beteiligten Akteuren stellt die Grundlage dar, Handlungsbedarfe zu erkennen und Lösungen aufzuzeigen.
Vortrag, Rosenke: und ohne Wohnung ist alles nichts
01_Werena_Rosenke_und_ohne_Wohnung_ist_alles_nichts.pdf (917 KB)
Vortrag, Fisch: Was kann die Kommune tun
Vortrag, Beermann: Wohnungserhalt und Wohnungsraumakquise
03_Daniel_Beermann_Wohnungserhalt_und_Wohnraumakquise.pdf (2 MB)
Vortrag, Regionales Bündnis: Wohnungsmangel und Netzwerkarbeit
04_Regionales_Bxndnis_Wohnungsmangel_und_Netzwerkarbeit.pdf (995 KB)